Donnerstag, 23. April 2020

Durch die Wand

Allgemeines

Titel: Durch die Wand - von der Asylbewerberin zur Rechtsanwältin
Autor: Nizaqete Bislimi
Verlag: Dumont
Seitenanzahl: 256
Preis: 19,99€


Klappentext

14 Jahre lang lebten Nizaqete Bislimi und ihre Familie in Flüchtlingsunterkünften und im Status der Duldung, 14 Jahre ohne sichere Lebensperspektive, in Unsicherheit und Angst. Von der sogenannten »Kettenduldung« sind heute rund 100.000 Menschen in Deutschland betroffen.
Trotz all dieser Widerstände hat es Nizaqete Bislimi mit eisernem Willen, aber auch mit der Unterstützung von vorurteilsfreien Menschen geschafft, sich ein Leben in Deutschland aufzubauen


Meine Meinung

Wer Lust hat einen Einblick in das Leben eines Flüchtlingsmädchens zu bekommen, das schon in seinem frühen Leben so viel erlebt hat, so viel durchmachen musste und so viele Hindernisse überwunden hat, der hat mit diesem Buch die perfekte Wahl getroffen. 

Nizaqete nimmt den Leser mit auf eine Reise. Gemeinsam durchlebt man nochmal die wichtigsten Knotenpunkte ihres Lebens, die sie geprägt, aber die ihr auch Angst gemacht haben. Um kurz etwas zum Schreibstil zu sagen: Ich fand ihn sehr persönlich und sehr detailliert, wodurch ich mich seht gut in die Situationen hineinversetzen konnte. Teilweise hatte ich ein so genaues Bild vor Augen, dass ich selbst das Gefühl hatte, in der Flüchtlingsunterkunft dabei gewesen zu sein. Die bildliche Sprache lässt die Autorin sehr nahbar wirken und man kann ihre Emotionen und Gedanken wirklich gut nachempfinden.

Das Buch dient auf jeden Fall als Augenöffner. Wer hat sich wirklich mal mit der Geschichte eines Geflüchteten auseinandergesetzt? Wer hat sich mal mit dem Asylverfahren beschäftigt? Es gibt leider so viele Menschen die Geflüchtete eben nur als Flüchtlinge wahrnehmen und nicht als Menschen, die solche Schwierigkeiten und Ängste hatten, dass sie ihr ganzes Leben zurückgelassen haben, auf der Suche nach etwas Besseren. 

Nizaqete berichtet von verschiedenen Begegnungen mit Menschen in den Unterkünften, in denen sie gelebt haben, mit den deutschen Behörden mit Lehrern und mit Menschen, die ihr offen begegnet sind, sie aufgenommen und sie bestmöglich unterstützt haben. 

Die Autorin schreibt davon, wie sie immer weiter gelernt hat, um weiter an sich zu arbeiten, um die Sprache zu lernen, um sich wehren und mitreden zu können. Ihr war früh klar, dass sie härter kämpfen muss, als viele andere, um ihre Träume zu verwirklichen und dennoch oder gerade deshalb hat sie nie aufgegeben. Ich persönlich fand ihre Lebensgeschichte sehr inspirierend und sie hat mir gezeigt, wie vielen Asylbewerbern Unrecht getan wird. Viele werden immer weiter auf später vertröstet, bekommen nie eine wirklich Aufenthaltsgenehmigung, sondern werden jahrelang geduldet. Wie lebt man, wenn man jeden Tag mit dem Wissen aufwacht, dass man am heutigen Tag abgeschoben werden könnte? 

Sie spricht aber auch noch andere wichtige Themen an, wie Diskriminierung gegenüber Roma. Sie erzählt davon, wie lange sie Probleme hatte, ihre Identität zu finden und wie schwer es ihr fiel, diese auch stolz zu vertreten. Es gibt immer noch so viele Vorurteile gegenüber der Roma, die sie im Laufe des Buches und auch heute noch im öffentlichen Wirken abbauen möchte. 

Für mich ein richtiges Highlight, das ich super gerne gelesen habe. Es hat mir viele neue Eindrücke geliefert, die ich so nie bekommen hätte. Große Empfehlung!

5/⭐⭐⭐⭐⭐







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