Dienstag, 28. Juli 2020

Unsichtbare Frauen

Allgemeines

Titel: Unsichtbare Frauen
Autor:Caroline Criado-Perez
Seitenanzahl: 496 (420 Text, Rest sind Quellen)
Preis: 15,00€
Verlag: btb



Klappentext

Unsere Welt ist von Männern für Männer gemacht und tendiert dazu, die Hälfte der Bevölkerung zu ignorieren. Caroline Criado-Perez erklärt, wie dieses System funktioniert. Sie legt die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Erhebung wissenschaftlicher Daten offen. Die so entstandene Wissenslücke liegt der kontinuierlichen und systematischen Diskriminierung von Frauen zugrunde und erzeugt eine unsichtbare Verzerrung, die sich stark auf das Leben von Frauen auswirkt. Kraftvoll und provokant plädiert Criado-Perez für einen Wandel dieses Systems und lässt uns die Welt mit neuen Augen sehen.



Meine Meinung

Ich habe das Buch öfter auf Instagram gesehen und da auch die Bewertungen auf Amazon durchweg positiv ausgefallen sind, habe ich mich dazu entschieden, es zu lesen. Das Thema ist super spannend und durch dieses Buch wird einfach wieder vor Augen geführt, wie viel in unserer Welt noch nicht gerecht ist und warum es so wichtig ist, das zu ändern. Denn es sollte im Sinne aller sein, für mehr Sicherheit und Stabilität zu sorgen. 

Ich glaube, fast jedes weibliche Wesen wird sagen, dass Frauen heutzutage in vielen Bereichen noch benachteiligt werden oder es schwerer haben, sich durchzusetzen, als Männer. 
Aber dann konkret die Bereiche aufzählen? Das fällt vielen dann schon schwerer. Die Autorin deckt diese Probleme auf und spricht ganz offen und direkt darüber, was für Schwierigkeiten und Nachteile (nicht nur) Frauen haben, weil es einfach zu wenige gendergerechte Daten gibt. Studien trennen selten zwischen den Geschlechtern, was "den Mann" eben als die Norm darstellt. Alles andere wird dann von dieser Norm abgeleitet. Und daraus entstehen weitaus mehr problematische und vor allem auch gefährliche Situationen für Frauen, als vielen denken mögen.

In dem Buch werden in den verschiedenen Kapiteln Themen aller Art behandelt, wie zum Beispiel aus den Bereichen der Medizin, Wirtschaft, Politik und dem ganz normalen Alltag. 
Auf jeder Seite stand etwas, was mich so wütend und frustriert zurückgelassen hat, dass ich das Buch am liebsten direkt wieder zuschlagen wollte. Ich habe es also eher in kleineren Etappen gelesen, wodurch ich die Informationen aber auch viel besser aufnehmen konnte. Unfassbar, was in unserer Welt noch so läuft... Und dabei ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau in vielen Ländern bereits lange eingeführt. Aber so richtig gleichberechtigt sind wir eben doch nicht. 

Unsichtbare Frauen ist ein so wichtiges Buch, das es eigentlich Pflichtlektüre sein sollte, vor allem für die Menschen, die in medizinischen, politischen oder wirtschaftlichen Bereichen Entscheidungen treffen. Vielleicht kann so ein Bewusstsein geschaffen werden, das dringend notwendig ist, um wirklich etwas zu ändern. 

Ein wahnsinnig spannendes Buch, das ich wirklich jedem empfehlen kann! 




Donnerstag, 23. Juli 2020

Mutter.

Allgemeines

Titel: Mutter. Chronik eines Abschieds
Autor: Melitta Breznik
Seitenanzahl: 160
Preis: 18,00€
Verlag: Luchterhand 

Klappentext

Mit „Mutter“ legt Melitta Breznik ein intensives Kammerspiel vor, der langsame Abschied von der Mutter. Als Tochter, Pflegerin und Ärztin, die ihre Mutter in den letzten Monaten beim Sterben begleitet, schildert die Autorin mit genauem Blick die Veränderungen, die von den beiden Frauen Besitz ergreifen. Es gibt Momente der Verbundenheit, der Trauer, des Lichts, Kleinigkeiten erstrahlen in schlichter Schönheit in diesen letzten Tagen. Eine Familiengeschichte wird erzählt, bis zurück zu den beiden Kriegen. Fragen nach Schuld und Vergebung tauchen auf und nach dem, was bleibt, wenn jemand stirbt. Ein dichtes Buch über das Sterben. Tiefgründig, ehrlich, liebend und klar

Meine Meinung

Nach diesem Klappentext war mir klar, dass mich ein eher trauriges Buch erwarten würde. Aber da sich die Geschichte so berührend anhörte, wollte ich erfahren, was die Autorin von der doch eher schwierigen Situation zu berichten hat.
Wie der Klappentext bereits beschreibt, geht es in Mutter um den Abschied der Tochter, der Erzählerin, und ihrer Mutter. Die Mutter, deren Namen man als Leser nie erfährt, leidet an einer aggressiven Form von Krebs und die Ärzte sind sich sicher, dass es keine Hilfe mehr für sie gibt, unter anderem aufgrund ihres Alters, denn sie ist bereits 91 Jahre alt.

Die Tochter beschließt, die Mutter zu Hause zu pflegen und ihr so die letzten Wochen und Monate so schön wie möglich zu gestalten. Das Buch erzählt in 160 Seiten, wie sich die Beziehung zwischen den beiden mit fortschreitender Zeit verändert, was schwierig wird, was schön ist. Man bekommt als Leser ganz unterschiedliche, wertvolle Einblicke in diese schwere und traurige Zeit des Abschiedsnehmens. 

Ich habe den Schreibstil der Autorin als sehr angenehm empfunden. Die Erzählerin spricht ehrlich über alle Situationen, mit denen sie konfrontiert wird. Man fühlt mit dir, man fühlt ihre Müdigkeit, ihre Hilflosigkeit, aber auch immer wieder ihre Hoffnung. Die kleinen Momente, in denen die Mutter an ihre gesunde Zeit erinnert, scheinen ausschlaggebend, dass die Tochter diese Zeit fast alleine durchsteht. 

Ich fand es so besonders, dass man als Leser den ganzen Leidensweg mitbekommt. Von der Diagnose mit zum Ende. Man bleibt die ganze Zeit bei den beiden und scheint selbst Teil der Wohngemeinschaft zu sein. Da jeder früher oder später mit dieser Situation konfrontiert sein kann, ist es umso besser, sich mit dem Gedanken schon vor diesem Moment auseinander zu setzen. Zu wissen, was auf einen zukommen kann, erleichtert mit Sicherheit vieles. Auch das Thema Tod sollte nicht so ein Tabuthema sein, über das in der Gesellschaft nicht groß gesprochen wird. Der Tochter wäre es bestimmt in manchen Situationen besser ergangen, hätte sie mehr Leute gehabt, mit denen sie hätte reden können. 

Von mir eine ganz klare Leseempfehlung, wenn man sich mit einem etwas ernsteren Thema beschäftigen will. Aber obwohl das Buch durchaus traurig ist, ist die Grundstimmung dennoch oft positiv. Es ist kein deprimierendes Buch, sondern zeigt einfach, wie ein Abschied verlaufen kann. 

🌟🌟🌟🌟🌟/🌟🌟🌟🌟🌟



Dienstag, 14. Juli 2020

Periode ist Politisch

Allgemeines

Titel: Periode ist Politisch
Autor: Franka Frei
Seitenanzahl: 256
Preis: 18,00€
Verlag: Heyne Hardcore


Klappentext

Was haben eine deutsche Hausfrau, die dänische Kronprinzessin und eine indonesische Fabrikarbeiterin gemeinsam? Sie menstruieren. Zumindest potenziell, denn sie gehören zu jenem Teil der Weltbevölkerung, der einen Zyklus hat. Die sagenumwobene Menstruation, Periode, Erdbeerwoche oder der Besuch von Tante Rosa machen weder Halt vor Herkunft noch vor Religion oder Klasse. Die Menstruation ist eine faszinierende Körperfunktion, dennoch gilt sie häufig als Tabu, was weitreichende Konsequenzen für die Umwelt, Wirtschaft und Geschlechtergleichstellung hat. Also ab in die Tonne mit dem Tabu! Franka Frei zeigt, wie das Menstruationstabu großen Schaden anrichtet, und dass es höchste Zeit ist, etwas dagegen zu tun.




Meine Meinung

Ihr kennt es bestimmt alle: manchmal gibt es Themen, über die man sich nie groß Gedanken gemacht hat, weil sie eben einfach dazugehörten. Mir ging es eigentlich schon immer so bei dem Thema Periode. Ich habe keine Problem darüber zu reden, aber mir war nie klar, warum ich das tun sollte? 

Nach diesem Buch hat sich meine Meinung grundlegend geändert. Mir ist klar geworden, dass es sich bei dem Thema Menstruation durchaus noch immer um ein Tabuthema handelt. Viele Menschen profitieren davon, dass das Thema mit Scham behaftet ist. Vor allem das Kapitel mit den Binden- und Tamponherstellern Always und o.b hat mich wirklich schockiert. Sie ziehen genau daraus Profit, dass sich Frauen für ihre Tage schämen und unbedingt verhindern wollen, dass man etwas sieht, riecht oder sonst was. Statt Frauen wirklich zu stärken und ihnen Mut zu machen, setzt ihre Strategie woanders an. Schade... 

Insgesamt hat mir das Buch super gut gefallen. Die Autorin hat sich mit anderen Menstruations-Aktivistinnen aus aller Welt getroffen, um zu verstehen, wie die Situation in beispielsweise Indien oder Bangladesch aussieht und was da ans Licht gekommen ist, ist wirklich teilweise erschreckend. Es öffnet einem in vielen Bereichen die Augen und beweist, dass das Thema viel weiter reicht. Es geht viel mehr um die Gleichstellung der Frau als "nur" um das Thema Periode. 
Man bekommt als Leser einen guten Einblick in das Thema, es wird von den verschiedensten Seiten betrachtet und macht Mut. 

Viele Frauen leiden unter ihren Tagen, von den Schmerzen mal ganz abgesehen. In manchen Kulturen dürfen Frauen* während der Periode nicht in ihrem normalen Zimmer schlafen oder mit anderen gemeinsam Zeit verbringen. 
Vielen Menschen fehlt es an Aufklärung, sie verstehen gar nicht, was die Menstruation genau ist und warum man sie hat. Und das bezieht sich sowohl auf die Frauen*, als auch auf die Männer*, die sich einfach nicht mit dem Thema beschäftigen wollen. 

Ein sehr direktes, ehrliches und wichtiges Buch für jeden! Ich denke, jeder muss an sich arbeiten und ein Stück dafür beitragen, dass dieses Thema in der Gesellschaft normaler behandelt werden kann. 

Ganz klare Leseempfehlung!




Dienstag, 7. Juli 2020

Herbst

Allgemeines

Titel: Hebst
Autor: Ali Smith
Seitenanzahl: 272
Preis: 22,00€ 
Verlag: Luchterhand Literaturverlag



Klappentext

Im Herbst 2016 ist Daniel ein Jahrhundert alt. Elisabeth, Anfang 30, kennt ihn von früher, der Nachbar hat sie als Kind mit der Kunst bekannt gemacht. Jetzt besucht sie ihn im Altersheim, liest ihm Bücher vor und fragt sich, was die Zukunft bringen mag. Denn England hat einen historischen Sommer hinter sich, die Nation ist gespalten, Angst macht sich breit. Der erste Roman aus Ali Smiths Jahreszeitenquartett erzählt von einer Welt, die immer abgeschotteter und exklusiver wird, über das Wesen von Reichtum und Wert, über die Bedeutung der Ernte. Und er erzählt vom Altern, von der Zeit und von der Liebe. Von uns.



Meine Meinung

Ganz klar: An diesem Buch ist mir sofort das Cover ins Auge gesprungen, denn wie wunderschön ist das bitte?😍
Im November erscheint dann das passenden Buch "Winter" und die anderen beiden Jahreszeiten werden wohl auch noch folgen. Als der Klappentext sich auch ziemlich gut anhörte, dachte ich, ich gebe dem Buch mal eine Chance. 

Ich merke selbst, wie ich mich gerade auch in anderen Genres durchteste und außerhalb meiner Komfort-Zone lese. Dieses Buch würde ich da definitiv dazu zählen. Der Klappentext beschreibt ja grob, um was es geht, allerdings hatte ich trotzdem keine richtige Vorstellung davon, was mich in dem Buch erwarten würde. 

Man begleitet Elisabeth, die ihren alten Nachbar immer wieder im Altenheim besucht und ihm Bücher vorliest. Diese Szenen nehmen aber eher einen kleinen Teil des Buches ein, denn in der Geschichte werden immer wieder Rückblenden eingeschoben, in denen Elisabeth erst 10-14 ist und in diesen Rückblenden erfährt man viel über Leben und vor allem auch über das ihres Nachbarn. Obwohl ihre Mutter nicht begeistert davon war, dass sie immer wieder einen alten Mann besuchen wollte, ließ sich Elisabeth davon nicht abbringen. 

Die Gespräche zwischen dem Mädchen und dem Nachbar Daniel waren teilweise sehr interessant und das Kind hat sehr weise Fragen gestellt. Daniel bringt ihr viel über Kunst bei, was ihr später noch helfen würde. Das Buch zeigt die Situation nach dem Brexit Votum und macht deutlich, wie gespalten die Gesellschaft ist. Allerdings habe ich dieses Thema als eher nebensächlich empfunden. 

Eigentlich hat mir das Buch ganz gut gefallen, es ließ sich sehr schnell lesen und gelangweilt habe ich mich nie. 
Manchmal gab allerdings es Rückblenden, die ich nicht richtig einordnen konnte. Da sind wahrscheinlich Interpretationskünste gefragt :)
Ich bin trotzdem gespannt auf Winter und werde es im November auf jeden Fall noch lesen, einfach um noch einen Vergleich zu haben. 

3/🌟🌟🌟🌟🌟

Rassismus

Allgemeines

Titel: Rassismus
Autor: Stephanie Lavorano
Seitenanzahl: 100
Preis: 10,00€ 
Verlag: Reclam



Klappentext

Rassismus hat viele Gesichter und zur Zeit Konjunktur. Doch woher kommt das Denken in derartigen Kategorien, wie wirkt es sich auf menschliche Gesellschaften aus und woran erkennt man es?
Stephanie Lavorano begibt sich auf einen Streifzug durch unsere Gegenwartsgesellschaft und legt den Finger in die Wunden. Denn selbst das heutige, von Humanismus und Aufklärung geprägte Europa ist gegen Rassismus nicht gefeit. Das zeigen viele Diskussionen der jüngsten Vergangenheit – um Roma in Italien oder Fußballnationalspieler in Deutschland.



Meine Meinung

Ich bin erst vor Kurzem auf die 100 Seiten Reihe von Reclam aufmerksam geworden, war aber direkt begeistert. Auf 100 Seiten bekommt man einen guten Einblick in die verschiedensten Themen und kann sich so ganz leicht einen Überblick über die Thematik machen, bei Gesprächen mitreden und sich auf einfachem Wege Wissen aneignen. 
Rassismus ist also das erste Buch dieser 100 Seiten-Reihe, das ich gelesen habe, aber es wird definitiv nicht das letzte bleiben.

Nun aber zu diesem Buch: Das Format ist, typisch für den Reclam Verlag, eher klein und handlich gehalten, was ich sehr praktisch finde. Man kann es ohne Probleme überall mit hinnehmen, ohne das es viel Platz einnimmt. 

Das Buch ist in verschiedene Kapitel unterteilt, die jeweils eine Fragestellung behandeln. Es geht also zum Beispiel um folgende Fragen: Wann beginnt Rassismus? Was ist Rassismus? Wie denkt Rassismus?
Ist Europa rassistisch? Und nun? 

Ich persönlich finde, dass alle Fragen gut erklärt und beantwortet wurden. Natürlich kann man auf 100 Seiten nicht komplett in das Thema einsteigen, aber es ist ausreichend, um einen wirklich guten Überblick über das Thema zu bekommen. Sowohl historische Ereignisse werden erklärt, als auch ganz aktuelle Debatten zum Thema. Als Leser kann man gut Zusammenhänge erkennen und realisiert, dass es "nicht immer einen Rassisten braucht, damit eine Handlung rassistisch ist". Ich habe noch viele weitere Zitate gefunden, die ich mir direkt markiert habe, weil ich die Gedankengänge so gut und wichtig fand. 

Das Buch beinhaltet neben dem Text auch einige schwarz-weiß Bilder und Grafiken, die einem in schonungslos ehrlich verdeutlichen, wie die Situation in der Welt aktuell aussieht. Einiges hat mich wirklich schockiert, weil ich nicht verstehen kann, wie manche Menschen und Regierungen so unmenschlich handeln können. 

Rassismus ist kein schönes Buch in dem Sinne, das man es danach einfach weglegt, sondern ein wichtiges, das mir noch länger im Gedächtnis bleiben wird. In dem Buch steht auch, dass das Thema Rassismus auf jeden Fall wieder mehr im öffentlichen Diskurs besprochen werden muss, damit sich etwas an den Strukturen ändern kann. Ich denke, dass wir gerade auf jeden Fall Schritte in die richtige Richtung gehen, was das Reden anbelangt. Und dieses Buch regt auf jeden Fall zum  Nachdenken an und vielleicht ergibt sich ja in eurem Freundeskreis dadurch das ein oder andere Gespräch zu führen. 

4,5/🌟🌟🌟🌟🌟