Allgemein
Autor: Saša Stanišić
Seitenanzahl: 368
Preis: 22,00€
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Klappentext
HERKUNFT ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt.
HERKUNFT ist ein Buch über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Erfindung. Ein Buch über Sprache, Schwarzarbeit, die Stafette der Jugend und viele Sommer. Den Sommer, als mein Großvater meiner Großmutter beim Tanzen derart auf den Fuß trat, dass ich beinahe nie geboren worden wäre. Den Sommer, als ich fast ertrank. Den Sommer, in dem die Bundesregierung die Grenzen nicht schloss und der dem Sommer ähnlich war, als ich über viele Grenzen nach Deutschland floh.
HERKUNFT ist ein Abschied von meiner dementen Großmutter. Während ich Erinnerungen sammle, verliert sie ihre. HERKUNFT ist traurig, weil Herkunft für mich zu tun hat mit dem, das nicht mehr zu haben ist.
In HERKUNFT sprechen die Toten und die Schlangen, und meine Großtante Zagorka macht sich in die Sowjetunion auf, um Kosmonautin zu werden.
Diese sind auch HERKUNFT: ein Flößer, ein Bremser, eine Marxismus-Professorin, die Marx vergessen hat. Ein bosnischer Polizist, der gern bestochen werden möchte. Ein Wehrmachtssoldat, der Milch mag. Eine Grundschule für drei Schüler. Ein Nationalismus. Ein Yugo. Ein Tito. Ein Eichendorff. Ein Saša Stanišić.
Meine Meinung
Herkunft war unser Buchclub-Buch im März, sonst wäre ich wahrscheinlich gar nicht darauf aufmerksam geworden. Ich habe mir das Buch also einfach gekauft, ohne zu wissen, um was es eigentlich gehen würde. Dementsprechend bin ich auch ganz ohne Erwartungen an die Geschichte dran gegangen.
Da es ja aber letztes Jahr den deutschen Buchpreis gewonnen hat, war ich sehr neugierig und habe mich darauf gefreut, es zu lesen.
Als ich die ersten Seiten gelesen haben war ich hin und hergerissen, denn ich wusste überhaupt nicht, in welche Richtung die Geschichte gehen würde. Der Autor erzählt auf den ersten 60 Seiten viel über seine Kindheit in Jugoslawien, wie er aufgewachsen ist, er erzählt von seiner Großmutter, seinen Eltern. Ich wusste nicht, ob seine Geschichte noch weitergehen würde, ob man irgendwann einen roten Faden erkennen könne. Auch an den Schreibstil musste ich mich anfangs erst gewöhnen.
Der Punkt, an dem das Buch immer besser wurde, war meiner Meinung nach der, als er nach Deutschland kam. Ab da konnte ich besser nachempfinden, was der Autor berichtete, was er durchmachte, habe seine Gedankengänge verstanden. Auch den Schreibstil mochte ich von Seite zu Seite mehr. Tatsächlich war er wirklich einzigartig und poetisch! Ich war begeistert, wie jemand, dessen Muttersprache nicht deutsch ist, so wunderschön schreiben kann!
Das Buch besteht eigentlich nur aus ganz vielen kurzen Kapiteln, die ganz verschiedene Aspekte aus seinem Leben, seiner Herkunft, darstellen. Er berichtet von Freunden, die ihm viel bedeutet haben, von seiner Familie, von der Schulzeit. Alles mit dem Hintergrund seiner Herkunft, wie er dahin gekommen ist, wo er heute steht.
Dem Leser wird deutlich, dass die Frage "Wo kommst du her?" eben nicht so einfach zu beantworten ist, denn viele Menschen könnten auf diese Frage 10 verschiedenen Antworten geben.
Ich hab das Buch wirklich gerne gelesen, zumindest nach den Startschwierigkeiten. Auch das Ende war spannend, da man sein eigenen Ende finden konnte. Der Leser konnte selbst entscheiden, in welche Richtung die Geschichte gehen sollte. Je nach Entscheidung musste man auf einer anderen Seite weiterlesen, was das ganze noch um einiges persönlicher machte.
Ein Buch, das sich wirklich flüssig lesen lässt und das es sich schon allein wegen des Schreibstils lohnt zu lesen!
Von mir gibt es: ⭐⭐⭐⭐/⭐⭐⭐⭐⭐