Mittwoch, 12. Mai 2021

Kim Jiyoung, geboren 1982

 Allgemeines

Titel: Kim Jiyoung, geboren 1982
Autor: Nam-Joo Cho
Seitenanzahl: 208
Preis: 18,00€
Verlag: KiWi

Klappentext
In einer kleinen Wohnung am Rande der Metropole Seoul lebt Kim Jiyoung. Die Mittdreißigerin hat erst kürzlich ihren Job aufgegeben, um sich um ihr Baby zu kümmern – wie es von koreanischen Frauen erwartet wird. Doch schon bald zeigt sie seltsame Symptome: Jiyoungs Persönlichkeit scheint sich aufzuspalten, denn die schlüpft in die Rollen ihr bekannter Frauen. Als die Psychose sich verschlimmert, schickt sie ihr unglücklicher Ehemann zu einem Psychiater. Nüchtern erzählt eben dieser Psychiater Jiyoungs Leben nach, ein Leben bestimmt von Frustration und Unterwerfung. Ihr Verhalten wird stets von den männlichen Figuren um sie herum überwacht – von Grundschullehrern, die strenge Uniformen für Mädchen durchsetzen; von Arbeitskollegen, die eine versteckte Kamera in der Damentoilette installieren und die Fotos ins Internet stellen. In den Augen ihres Vaters ist es Jiyoung’s Schuld, dass Männer sie spät in der Nacht belästigen; in den Augen ihres Mannes ist es Jiyoung’s Pflicht, ihre Karriere aufzugeben, um sich um ihn und ihr Kind zu kümmern.


Meine Meinung

Nachdem ich von dem Buch wirklich viel Positives gehört habe und mich auch der Klappentext angesprochen hat, wanderte es direkt auf meine Wunschliste. Im April haben wir dieses Buch dann in unserem Buchclub ausgewählt, was mich sehr gefreut hat. 

Das Buch ist mit knapp 200 Seiten nicht allzu umfangreich, man liest es sehr schnell, was aber nicht nur an der Anzahl der Seiten liegt. Der Schreibstil ist sehr flüssig, leicht zu verstehen und anschaulich. Ich bin schnell in das Buch reingekommen und wollte mehr über das Leben von Jiyoung erfahren. Unterteilt in Lebensabschnitte, verbunden mit Jahreszahlen, schreibt der Erzähler und gleichzeitig Psychologe von Jiyoungs Kindheit, Schulzeit und Arbeitswelt. 

Als Leser:in hat man die Chance, Jiyoung bei jedem Schritt in ihrer Entwicklung zu begleiten. Man wird Zeuge all der Ungerechtigkeiten, die dem Mädchen immer wieder widerfahren. Bereits im Kindesalter wird ihr bewusst, dass ihr Bruder immer wieder bevorzugt wird, auch später in der Schule scheinen die Mädchen generell schlechter wegzukommen.

Es gab einige Situationen, die mich beim Lesen sehr frustriert und wütend gemacht haben. Mädchen oder junge Frauen, die sich in einer schlechteren Position befinden, werden immer wieder unterdrückt, belästigt oder klein gehalten. Ich glaube, dass sich viele Frauen auf der ganzen Welt mit Jiyoung identifizieren können und viele der erwähnten Situationen selbst erfahren haben. Das Buch zeigt, dass viele Frauen und auch Männer Opfer des gesamten Systems werden und gezwungenermaßen mitspielen müssen. Jiyoung sieht oft keinen anderen Ausweg, als auf eine Art und Weise zu handeln, wie sie es eigentlich nicht möchte. 

Ich kann das Buch wirklich jedem empfehlen, Frauen und Männern. Frauen finden sich in dem Text häufig wieder und können eindeutig Parallelen in das eigene Leben ziehen. Es ist so wichtig, dass man merkt, dass viele Situationen eben nicht normal sind oder dass man sie halt so annehmen muss, nur weil es viele Jahre so gehandhabt wurde. Es ist wichtig, dass wir für uns und andere einstehen, um etwas nachhaltig verändern zu können. 
Aber auch Männer werden aus diesem Buch etwas mitnehmen, denn einem werden Situationen bewusst, über die man sich nie groß Gedanken gemacht hat. 

Ein Buch, das zum Nach- und Weiterdenken anregt und Probleme aufzeigt, die leider noch immer hochaktuell sind. 

1 Kommentar:

  1. Tolle Rezi! Ich habe das Buch auch dieses Jahr gelesen und war sehr begeistert. Ich habe mich in vielen Zeilen wiedergefunden.

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